Auf den Spuren meiner Vorfahren






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Seit vielen Generationen wurde der Hof am Platz in Uebeschi von der Familie Könitzer bewohnt und geführt.


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Leider fielen bei einem Brand vor langer Zeit alte Burgerrodel von den Uebeschiburgern dem Feuer zum Opfer. Somit ist nicht mehr genau nachvollziehbar, seit wann Könitzers zu den Burgern von Uebeschi gehören. Mit Sicherheit weiss man, dass mein Ururur-Grossvater um (*1786) in Uebeschi geboren wurde.

Mit seiner Frau hatte er neun Kinder. Einer seiner Söhne war Jakob (*1837), mein Urur-Grossvater. Er verheiratete sich mit Marie Wild. Diese kam aus einer Predigerfamilie, welche im Dorf wohnte. Gemeinsam hatten sie ebenfalls neun Kinder. Es gab über diese Familie Wild in späteren Jahren sogar ein Buch mit dem Titel: «Alle neun». Die Familiengeschichte wurde von Marta Wild verfasst. Der Familienname wurde anonymisiert auf Familie Zollikofer.






Als diese Marie im April 1902 verstarb, trauerte scheinbar das ganze Dorf. Die Leichenfeier wurde schriftlich aufgezeichnet und ist heute in unserem Besitz. Eine Passage darin beschreibt meine Urur-Grossmutter treffend und berührt mein Herz immer wieder, wenn ich es lese:






Doch nicht bloss die nächsten Angehörigen trauern heute am Sarge der Heimgegangenen; fast wir alle hatten Gelegenheit, ihre Liebe, ihre Freundlichkeit, ihre Bereitwilligkeit, zu dienen und zu helfen mit Rath und That, bei Tag und Nacht, zu geniessen ihren klaren Blick und ihre reichen Erfahrungen in manchen Lebenslagen zu bewundern. Sehr wahr hat ihr Arzt bei ihrem Hinschiede geklagt: «Nun hat Uebeschi seine Krankenschwester verloren.» (Satzstellung und Rechtschreibung in Originalformulierung).

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Sie hat meines Wissens nie eine Ausbildung als Krankenschwester gemacht. Aber sie muss ein grosses Wissen in der Kräuterheilkunde gehabt haben.

Zum Landwirtschaftsbetrieb gehörte auch eine Schreinerei. Im Jahre 1842 wurde das Wohnhaus neu erstellt und eine Bäckerei eingebaut. Ein grosser Holzbackofen und eine Kornkammer füllte einen Teil des Erdgeschosses aus. Die Bäckerei diente der Versorgung der Dorfbevölkerung. Bei meinem Urgrossvater entwickelte sich dann eine Mehlstauballergie und so musste er den Bäckereibetrieb einstellen. Der Holzbackofen war imposant. 40 Brote hatten darin Platz.






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Die Schreinerei musste irgendwann verkauft werden und auch das dazugehörige Grabenhaus wurde veräussert. So kam es, dass auch der Landwirtschaftsbetrieb, flächenmässig und auch immobilienmässig kleiner wurde.

Mein Grossvater litt zeitlebens unter dem frühen Verlust seiner Mutter und Schwester. Im Glauben fand er Halt und Zuversicht.






Auch meine Eltern, Ernst und Klara Könitzer-Zbären, erlebten, nebst ganz viel schönen, auch schwere Zeiten. Ihr Sohn, verstarb im Alter von 18 Monaten. Später mussten wegen einer Infektionskrankheit (IBR) alle Kühe auf einen Schlag geschlachtet werden. Das Verhalten meiner Eltern in diesen Notzeiten und ihr unerschütterliches Vertrauen in Gott, hat mein Leben nachhaltig geprägt. Ihre Dankbarkeit und Zufriedenheit war und ist vorbildhaft. Mit meiner Schwester Hanna erlebte ich eine wunderbare Kindheit.






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Eigentlich wollte ich nie Bäuerin werden. Vielmehr dachte ich daran, als Krankenschwester in der dritten Welt zu arbeiten. Daraus wurde aber nichts. Im Mai 1997 heiratete ich meinen Mann, Daniel Berger und wir übernahmen den Hof von meinen Eltern. Damit wird auch der Name Könitzer auf dem  Hof aussterben.

Im Jahr 2016 konnten wir den Neubau des Wohnhauses realisieren und das alte Haus mit der Bäckerei wurde abgerissen.

Heute macht es mich tief dankbar, dass ich mithelfen darf, das zu bewirtschaften, was meine Vorfahren über Jahrhunderte aufgebaut und erhalten haben.






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